Powered By Blogger

Dienstag, 26. März 2013

Jerusalem - Altstadt

Tagebuchauszug einer Israelreise
vom 10.09. bis 24.09.1996

Montag, 16.09.1996, 7. Tag

Ich habe keinen Sonnenstich! Quitschvergnügt stehe ich an diesem Morgen auf.   In Jerusalem werden es heute 26 Grad. Das kann ich gut vertragen. Es haben noch einige Mitreisende Durchfall bekommen und können heute nicht mitkommen. Mir geht es noch gut und ich bin so gespannt! Hannuch fährt uns zum Misttor - hier wurde früher jeglicher Abfall aus der Stadt gebracht. Nun wollen wir vier Stunden durch  die Altstadt laufen. Dani warnt uns: "Nehmen Sie nur mit, was Sie unbedingt brauchen. Hier in der Altstadt geschehen die größten Wunder." Also, mein Rucksach für 30,00 DM kommt mit, schon wegen der Wasserflasche usw., das große Geld trage ich sowieso am Leibe und teure Filmprojektoren trage ich nicht mit mir herum. Also, wir gehen durchs Misttor. Wir sehen eine große Baustelle vor uns. Ich hielt es für Ausgrabungsarbeiten, aber ich meine, dass es sich um Fußgängertunnel handeln muß, der ja unter dem Felsenplatz, den die Araber für heilig und unantastbar halten, verlaufen soll, und um den sich 14 Tage später nicht nur die Gemüter entbrenen, sondern aus dessen Anlaß viele Menschenleben zum Opfer fallen.
Heute ist alles friedlich. Wir amüsieren uns über "König David" , der plötzlich mit Krone und blauem Umhang auftaucht und seine Harfe auspackt, während Dani seinen Vortrag hält. Es handelt sich um einen australischen Journalisten, der seine Stunde erkannt hat. Während einzelne Gruppen vorübergehen, singt er "seine Psalmen". Nun erfährt er, dass wir aus Deutschland kommen und singt mit einer urkomischen Musik "Freude für Deutschland".
Unser erstes Ziel ist die Klagemauer. Dazu müssen wir an einen Scheck-Point vorbei, wo israelische Soldaten in unsere Taschen schauen. Dann stehen wir vor der Klagemauer. Zunächst berührt mich das Treiben nicht besonders. Dani erzählt wieder viel. Männer in unterschiedlichem Alter, auch Jungens in ihren schwarzen Jacken und Hüten, den Schläfenlocken und den Fransen, die vom Gebetsschal unter der Jacke hervorschauen, kommen und gehen. Als Dani mit seinem Vortag fertig ist, haben wir Zeit an der Absperrung noch an der Mauer zu verweilen. Es gibt eine Männer- und eine Frauenabteilung. Wir dürfen nur in die Frauenabteilung bis an die Mauer heran. Zunächst zieht es mich zur Männerabteilung, weil sich dort für mich faszinierendes abspielt. Männer im Gebetsschal verhüllt oder so, wie ich sie beschrieben habe, stehen direkt an der Mauer, die meisten halten die Tora in der Hand. Sie beten teilweise so intensiv, dass sie sich gleichmäßig hin- und her bewegen. Auch stecken sie Zettel in die Mauerspalten. Je länger ich beobachte, ja faszinierter bin ich. Wahrscheinlich werden heute die 13 jährigen Jungens in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Ich sah einen Umzug singend an der Mauer vorbeiziehen bis zur Frauenabteilung, wo die kleinen Mädchen die Jungen mit Bonbons überschütteten und jubelten, ähnlich wie bei unseren Hochzeiten. An einer weiteren Stelle standen junge Männer mit ihren Käppchen und bunten Umhängen. Ob es sich um Priesterschulen handelte? Einer las oder sang aus der Tora vor und dann fielen die anderen Stimmen ein, meist im Wechsel. Einmal hielt ein junger Mann eine riesige ausgerollte Tora-Rolle einen Augenblick hoch, wobei ihm andere helfen mußten. Das war eine schöne Szene. Auch hatten einige diese schwarzen Kästchen vor der Stirn, Gebetsriemen am linken Arm, wo noch ein Kästchen in Höhe der Herzgegend befestigt ist. In diesem Kästchen befinden sich kleine Schriftstücke der Tora. An Stirn und linken Arm sind sie befestigt, das soll heißen, mit ganzem Verstand und ganzem Herzen zu beten.
Auch zur Frauenabteilung gehe ich noch. Besonders eine junge Frau fasziniert mich, die wie in Extase auf einem Stuhl sitzt, anscheinend aus der Tora betend. Die Augen fallen immer wieder zu, die Umwelt nimmt sie sicher nicht mehr wahr. Neben ihrem Stuhl stehen Rucksack und Gitarre. Vielleicht kommt sie auch von weither. Aber auch zwei junge moderne Frauen lesen gemeinsam aus der Tora. Das kommt mir schon realistischer vor.
Wir müssen weiter. Das Erlebnis an der Klagemauer wird mir lange nachgehen .......

Nun wollen wir zum Tempelberg (Felsenplatz), heiliges Gebiet, das die Araber in Jerusalem noch unter sich haben. Hier dürfen keine Ausgrabungen, keine Nachforschungen stattfinden. Zunächst wollen wir in die El Aqusa Moschee. Alle Taschen und Schuhe müssen daraußen bleiben. Sie darf, wie der Felsendom nur in Strümpfen betreten werden. Uns will das natürlich nicht einleuchten, dass die Stelle heilig sein soll aber sonst kommen wir nicht hinein. El Aqsa Moschee und der Felsendom sind wirklich wunderschöne Stätten! Die äußere Kuppel soll seit wenigen Jahren tatsächlich aus Gold sein, gestiftet von einem arabischen König. In diesen Stätten beten die Gläubigen, wobei sie sich bis auf den Fußboden verneigen. Zuvor haben sie ihre Füße in einem gut ausgebauten Fußwaschbecken gereinigt.
Wir verlassen den Tempelberg, während arabische Schulklassen, schön geordnet an uns vorübermarschieren. Die Schule befindet sich am Ende des Tempelberges.
Nun wollen wir  die Via Dolerosa, die heute noch als Kreuzweg Jesu gilt, entlanggehen. Wir kommen an alle Stellen, die als Kreuzwegstation bezeichnet werden. Katholische Pilgergruppen werden jeden Tag von Franziskanerpatres diesen Weg von der Kirche zur Geißelung bis zur Grabeskirche geleitet. Dabei möchte jeder einmal das Kreuz berührt haben. Heute berührt mich hier anderes, denn es ist ein reges Leben in diesen engen Gassen mit den vielen Basars. Da muß man schon sehen, dass man als Gruppe zusammenbleibt. Und da haben wir sie tatsächlich verloren, nur weil wir von einem Jungen, der auf der Straße ein Packen Karten, die es überall gibt, anbietet. Wir werden ihn nicht los, weil er schachert und schon ist die Gruppe weg. Niemand ist mehr zu sehen und dabei hatte Dani uns auch gewarnt, als Gruppe zusammen zu bleiben und auch keine Einkäufe zu machen. Und nun so was! An einer Kreuzung wissen wir wirklich nicht, sollen wir nach rechts oder links? Da sagt einer: Sisters da lang. Dann sehen wir Dani wartend an der nächsten Biegung stehen. Er sieht uns sehr ernst an und findet  das nicht fair. Ist es auch nicht. Nun ist auch Mittagspause und er führt uns durch das jüdische Viertel zu einem Lokal. Hier treffen wir ein deutsches Mädchen, das eigentlich in einem Kibuz lebt und hier arbeitet.
Wir waren auf dem Weg durch die Altstadt an manchen christlichen Stätten, die manche Stationen Jesu bezeugen sollen. Ich kann mich nicht mehr auf alle Kirchen besinnen. Ich hörte von einem Pastor, der meint, daß der Ort, wo heute die Grabeskirche steht, der Hügel Golgatha gewesen sein muß. Wir sehen wirklich alles als christliche Kultstellen an. Für mein Leben mit Jesus hat das alles keine Bedeutung. Zufällig gelangen wir um 12.00 Uhr zu einer evangelischen deutsch-arabischen Kirche, die Erlöser-Kirche, wo gerade eine Andacht beginnt. Es ist für mich wie ein Aufatmen. Eine junge Frau spielt ein Stück auf der Querflöte, ein junger Prediger hält eine Kurzandacht und wir singen gemeinsam ein Lied.

Nun müßte ich eigentlich derNachmittag des 16.09. beschreiben. Aber heute am 10.10., an dem ich meinen Reisebericht fortsetze, kann ich mich wirklich nicht darauf besinnen, wie der Verlauf in Wirklichkeit war. Ich nehme mal an, dass wir uns am Nachmittag die Modellstadt von Jerusalem zur Zeit Herodes des Großen angeschaut haben, die im Maßstab 1 : 50 nach Vorstellungen und Nachforschungen eines Professors nachgebildet ist. Wie wertvoll und interessant das alles gestaltet ist, kann man garnicht beschreiben, das muß man gesehen haben.
Am Nachmittag besuchen wir auch das Gartengrab. Es ist eigentlich ein privater englischer Garten, sehr schön gestaltet. Es soll ein Ort der Ruhe sein. Hier fand man ein Familiengrab. Die Leute, die diesen Garten verwalten und Führungen durchführen sind Baptisten. Sie sagen: "hier könnte der Herr gelegen haben, aber ER ist nicht hier, ER lebt" Das steht auch in englisch an der Tür, die am Gartengrab angebracht ist. Der Holländerin, die uns führte, spürte man von ihrer ganzen fröhlichen Art ab, dass sie wiedergeborene Christin ist. Hier am Gartengrab haben wir das heilige Abendmahl im Freien gefeiert.
Am Schluß dieses Nachmittags gingen wir in einer Bäckerei noch leckeres Brot kaufen und an der Straße herrliches Obst, unsere Mittagsration für den nächsten Tag. Abends konnte ich noch gut in unserem arabischen Hotel essen. Bis jetzt fehlte mir noch nichts und an die Umstände kann man sich gewöhnen. Allerdings muß es nicht so ganz mit unseren Handtüchern gestimmt haben. Irgendjemand muß sie vor uns schon einmal benutzt haben ......

Zukunft und Hoffnung

Wer vertraut, hat Zukunft, wer vertraut steht fest, weil der Herr des Lebens ihn nicht fallen lässt. Lass dich nicht entmutigen, Jesus steht dir bei. Er macht deine Zukunft hell. Jesus ist dein Licht!