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Mittwoch, 23. Juni 2010

Tagebuch der Frankreichfahrt eines evang. Jugenkreises vom 2. bis 15.Juli 1966 nach La Force, Dordonge, von den Teilnehmern selbst verfaßt









Unglaublich was sich in meinen Schränken so alles anfindet. Diese vergilbten, auf DIN A 4 Seiten mit Mattritze beschriebenen Blätter leben immer noch, halten Erinnerungen wach und faszinieren mich erneut. Nicht daß ich in der Vergangenheit leben möchte - das Heute fasziniert mich vielleicht noch viel mehr - oder die Vergangenheit schöner finde - in der Gegenwart zu leben ist spannend. Dennoch habe ich wieder einige Passagen aus diesem Tagebuch gelesen und da ich gerne mal was schreibe, folgt nun völlig Verstaubtes aber neu Entdecktes:

1. Tag 2. 7. 1966

Unsere große Reise stand bevor, das Ziel hieß Frankreich!
Früh um 5.00 Uhr sollte es losgehen. Jeder Ausflügler oder jede Ausflüglerin wurde von seinen Eltern zur Kirche, der Treffpunkt aller Beteiligten gebracht. Hier alle versammelt, gingen wir zum Abschluß gemeinsam in die Kirche um zu beten.
Inzwischen war es 5.30 Uhr geworden. Nun wurde alles verpackt, selbstverständlich auch wir. Zwei VW-Busse standen uns zur Verfügung. Den einen Bus fuhr Herr D., der Besitzer aller beiden Busse, den anderen fuhr Herr Pastor. Nun fuhren wir über Gadenstedt-Hoheneggelsen-Grasdorf auf die Autobahn Kassel! Hier sahen wir schon die ersten zerbeulten Autos und einzelne Unfälle. Bald darauf gab es etliche Stockungen und es ging nur im Schritttempo voran. (So war es also schon vor 44 Jahren!) Gegen Mittag war es so heiß, daß wir laufend aus dem Schiebedach herausguckten, was uns ja auch riesigen Spaß bereitete. Um 12.30 Uhr hielten wir an einer Autobahnraststätte, und jeder konnte seine Brote verzehren, soweit sie nicht schon verzehrt waren. Inzwischen war eine Stunde vergangen und wir brachen auf. Unsere Sitze wurden so gut wie nie benutzt, denn alles was einen Kopf besaß hang aus dem Schiebedach, winkte und sang!

Gegen 18 Uhr trafen wir in Straßburg ein. Endlich! Da lag ein Stück französischer Stadt vor uns, aber zwar mußten wir ersteinmal die Grenze passieren, welches sehr schnell vonstatten ging. Dann sprang alles aus den Bussen und vertrat sich die Füße, machte ein paar Photografien, kaufte sich Ansichtskarten oder telephonierte. Als alles erledigt war fuhren wir im Triumphzug durch Straßburg, unserem ersten Übernachtungsort. Nun waren wir auf der Suche nach der Inneren Mission, in der wir nun zwei Tage bewirtet werden sollten. Bald hatten wir diese auch gefunden. Unser Pastor ging kurz hin und meldete unsere Ankunft an, dann ging es weiter zur Jugendherberge, die wir leider nicht gleich auf Anhieb fanden. Sie lag groß, modern und sauber vor uns. Jungen und Mädchen wurden ihren Schlafräumen zugeführt und jeder hatte eine dreiviertel Stunde Zeit zum Waschen oder zum Kofferauspacken usw. Dann sind wir alle zurück zu Inneren Mission gefahren, um dort unsere hungrigen Mägen mit dem ersten französichen Essen zu füllen. Das Essen sah nach unserem Geschmack sehr französisch aus. Man muß sich eben erst an alles gewöhnen. Fremde Länder, andere Sitten! Nach dem warmen Abendessen sind wir noch ein bißchen durch die Stadt gebummelt. Wir sahen, was typisch französisch ist, vor jedem Restaurant, war es auch noch so klein, Tische und Stühle stehen, die sich immer auf dem Bürgersteig entlangstreckten. (Heute scheint das typisch deutsch zu sein.)

Gegen 22 Uhr waren wir wieder in der Jugendherberge. Zwar legten wir Mädchen uns schon alle ins Bett, aber ans Schlafen wurde gar nicht gedacht. Bis um 1 Uhr wurde erzählt oder gelacht, dann 3 Stunden Pause und Stille, dann wieder weiter erzählt. Wieder kurz geschlafen und um 7 Uhr standen wir dann endlich auf!

verfasst von Rita

2. Tag 3. 7. 1966

7.00 Uhr aufgestanden. 8.00 Uhr zum Frühstück in der Inneren Mission in Straßburg. Kurzer Stadtrundgang bis 9.30 Uhr. Deutschen Gottesdienst besucht. Bis zum Mittagessen in der Altstadt Straßburgs spazierengegangen. Mittagessen wieder in der Inneren Mission (gab genau dasselbe wie am Abend zuvor). Nach dem Essen mit den Bussen zum Münster gefahren. Das Münster ausgiebig von außen photographiert, dann von innen besichtigt. Anschließend bis zur Plattform gestiegen und die Stadt von oben angesehen. Danach alle zusammen Eis gegessen. Mit dem Wagen in die Umgebung von Straßburg gefahren - Hopfenfelder und Weingärten beherrschten das Landschaftsbild. In zwei Ortschaften gehalten. Etwas getrunken bzw. gegessen. Ein Museum angesehen. Abendessen in der Inneren Mission. Dann zur Jugendherberge gefahren. Eine neue Gaststätte aufgestöbert und dort den französischen Wein getrunken. 10.00 Uhr wieder in der Jugenherberge gewesen. Noch lange vom Fenster aus mit einer Jugendgruppe aus Minden unterhalten. Dabei sind zwei Handtücher aus dem Fenster gefallen. Erst sehr spät geschlafen.
verfaßt von Annegret


3. Tag 4. 07. 1966


Am Montag, dem 3. Tag unserer Reise, war in unserem Mädchenzimmer der Jugendherberge schon früh etwas los. Noch vor 6.00 Uhr waren einige Mädchen unserer Gruppe aufgestanden. Anscheinend konnten sie die Weiterreise nach Genf
nicht mehr erwarten. Durch das unruhige Werken wurden natürlich auch wir anderen wach. Bald lag niemand mehr in seinem Bett. Wir konnten uns noch ein wenig in die Sonne setzen, die schon sehr warm schien. Um 8.00 Uhr fuhren wir zur Inneren Mission, wo wir wieder unser Frühstück einnahmen.
Dann verließen wir Straßburg, wohl viele mit dem Gedanken, daß sie gern noch einmal diesen bitteren Kaffee in der Inneren Mission trinken würden, wenn sie noch einmal mit so einer fröhlichen Gruppe in Straßburg sein dürften.
Bei Kehl fuhren wir über die Grenze wieder nach Deutschland. Von da aus ging die Fahrt bis nach Basel, wo wir in die Schweiz hineinkamen. Am Nachmittag wurde in einem Freibad gebadet. Das kalte Naß tat uns an diesem heißen Tag wohl. Nach dem Schwimmen aßen wir erst einmal unsere Butterbrote auf, die wir uns von zu Hause mitgenommen hatten. Dann war noch etwas Zeit zum Sonnen.
Danach ging die Fahrt unmittelbar nach Genf. Die Landschaft wurde immer schöner mit ihren Bergen und Wäldern. Schließlich sahen wir auch schon den Genfer See.
In Genf angekommen, mußten wir erst etwas nach der Herberge suchen. Aber ungefähr um 18.45 Uhr konnten wir in unserem Quartier Einzug halten. Die Herberge war altmodisch, aber urgemütlich. Nachdem wir uns etwas eingerichtet hatten, gingen wir in ein Restaurant essen. Den Rest des Abends verbrachten wir an dem wunderschönen See. Es war dunkel geworden und die Leuchtreklamen auf der anderen Seite des Sees fielen in den verschiedensten Farben auf das Wasser. Der See leuchtete in roten, grünen, und gelben Streifen. Es war herrlich anzusehen.

Der Weg zurück zur Herberge führte noch einige Zeit am See entlang und mein Blick fiel noch lange auf das buntleuchtende Wasser.
verfaßt von Anita



4. Tag 5. 7. 1966

Ich wachte ausnahmsweise früher auf als die anderen Mädchen, guckte mich um ob alle noch schliefen und sah, daß Christel auch wach war. Zum Frühstück war es noch zu früh nd schlafen wollten wir auch nicht mehr. Nach lagem hin und her beschlossen wir, an en See zu gehen, bis die Sonne aufgeht. Wir krochen aus den Betten, das war gar nicht so einfach, ohne die anderen zu stören, denn der Boden knarrte unwahrscheinlich. Wir gingen unter die Dusche, zogen uns an und gingen dann los. Ungefähr nach 20 Minuten waren wir am Genfer See. Es war gerade zur richtigen Zeit, am Horizont sahen wir wunderschön die Sonne aufgehen. Aber diese Pracht daerte nicht lange, denn am Himmel zogen dunkle Wolken auf. Deshalb spazierten wir wieder zurück in die Herberge, außerdem hatten wir auf unserem kleinen Spaziergang Hunger bekommen.
Fast waren alle schon wach und dabei ihr Bett in Ordnung zu bringen. Um 7.30 Uhr gab es Frühstück, wir mußten alle etwas helfen, aber es machte uns Spaß. Danach fegten wir die Zimmer aus. Nach dem Mittagessen wollten wir gleich nach Clermont-Ferrand fahren, darum sollten wir die Koffer packen nd gleich im Wagen verstauen. Als wir das Gepäck im Wagen hatten, es war 9.00 Uhr, fuhren wir zum Lutherischen Weltbund. Wir wurden sehr nett empfangen. Eine Frau führte uns durch alle Gebäude und erklärte uns jeweils das Wichtiste.
Nach diesem Rundgang wurden wir in ein Zimmer geführt, wo vier Herren uns näheres über den Weltbund erzählten. Das dauerte genau bis 12.00 Uhr.
Wir gingen dann in die Kantine zum Essen.
Danach sind wir in Richtung Clermont-Ferrand abgefahren. Als wir ungefähr 70 km gefahren waren, fing es an zu regnen. In unserem Auto wurden alle ein wenig müde, besonders ich. Darum legte ich mich quer über den Sitz und schlief auch ganz schnell ein.
So um 16.00 Uhr bin ich wieder aufgewacht. Wir hatten gerade einmal angehalten um Weißbrot zu kaufen.Bis zur Jugendherberge fuhren wir noch zwei Stunden, durch eine sehr schöne Landschaft. Das Abendbrot mußten wir selber machen. Zwei Mädchen haben Brot geschnitten, zwei andere Wurst, und die Frau des Pastors mußte sehen, daß sie mit dem Schmieren mitkam. Hinterher meldeten sich zwei Jungen freiwillig zum Abtrocknen. die Betten in unserem Schlafsaal überzogen wir schnell und dann bekamen wir alle im Zahnbecher Wein. Bis um 11.30 Uhr haben wir dann noch geredet. Wir haben alle sehr gut und warm geschlafen.
verfaßt von Hannelore


5. Tag 6. 7. 1966

_________Clairmont-Ferrand - La Force_________________
Nachdem wir zur gewohnten Zeit, also 8 Uhr, Kaffee getrunken, gespült und aufgeräumt hatten, erfolgte das Säubern der Schlafsääle. Als Beweis unserer Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme in der Jugendherberge, hatten zwei unserer Mädchen die nicht wenigen kleinen Scheiben der Eingangstür zu putzen. Nach Erfüllung unserer Pflichten hatten wir ca. 1 1/2 Stunden Zeit, um die Stadt in großen Zügen kennen zu lernen. Um 10.00 Uhr trafen wir an dem Ausgangspunkt zusammen, um die Fahrt fortzusetzen. Wir fuhren quer durch das Massif Central und hatten nicht selten eine sehr schöne Aussicht auf die verschiedenartigsten Landschaften Frankreichs. Als größere Städte, die wir anfuhren seinen folgende erwähnt: Ussel, Tulle, Brive la Gaillarde und Bergerac.

Das Mittagessen erfolgte, wie auch am Vortage, bei Sonnenschein am Wegesrain.


Je näher wir dem Ziel unserer Reise kamen, desto ruhiger wurde es in unserem Bus;
dachten doch alle an die vielen Kranken, mit denen wir an den nun vor uns liegenden fünf Tagen zusammensein durften. In La Force angekommen, führte uns der erste Weg ins Hauptbüro der Anstalten. Herr Pastor meldete unsere Ankunft, wir anderen saßen wie gebannt und in Gedanken versunken in den Bussen. Alle beschäftigte wohl in dem Moment die Frage: was kommt auf uns zu? und - werden wir es schaffen? Als Herr Pastor mit zwei Herren, Leitern der verschiedenen Häusern zu den Bussen zurückkehrte, wir alle zur Begrüßung ausstiegen und ein schüchternes "Bon Jour, Messieur" über die Lippen kam, war wohl der erste Bann gebrochen.
Bis zu unseren Quartieren hatten wir noch ca. 1 1/2 km zu fahren. Monsieur Vallette hatte eigens wegen uns ein Haus räumen lassen, d. h. er schickte die Jungen, die sonst das Haus bewohnten, in den Camp. Über diese nette Geste freuten wir ns alle. Konnten wir doch in unserer Freizeit beisammen sein und von all den Eindrücken erzählen, die wir haben durften. -

Wie jedes Haus der Anstalt einen Namen hat, so auch dieses; es heißt
L` Espèrance -
Die Hoffnung. -
Nach gemeinsamen Abendessen und kurzen Spaziergängen fanden wir uns in netter Runde zusammen, um den Tag zu beschließen.
verfaßt von Christel


Zukunft und Hoffnung

Wer vertraut, hat Zukunft, wer vertraut steht fest, weil der Herr des Lebens ihn nicht fallen lässt. Lass dich nicht entmutigen, Jesus steht dir bei. Er macht deine Zukunft hell. Jesus ist dein Licht!