Powered By Blogger

Mittwoch, 5. September 2012

Pastor Wilhelm Busch erzählt

27.03.1897 bis 20.06.1966
siehe ISBN 3-7918-9   Seite 15-17


Pastor Wilhelm Busch erzählt


Es war ein wundervoller Maiabend. Aber mir war das Herz schwer, wie ich als blutjunger Rekrut am Kasernentor stand. - Vor drei Tagen hatte ich zu Hause erst Abschied genommen - mit großer romantischer Begeisterung. Und in diesen drei Tagen waren mir alle Illusionen zerschlagen worden. Wie einen "Helden" und Heiligen hatte ich bisher jeden Soldaten angeschaut. Aber nun sah ich hinter die Kulissen: rohe Wachtmeister ... der Hauptmann, der in uns Menschenmaterial aber nicht lebendige Herzen sah; die Kameraden, die von morgens bis abends keine andere Unterhaltung kannten als schmutzige Geschichten...

Mich fror - ich hatte Heimweh. Im Elternhaus nichts als Liebe und Herzlichkeit und Sauberkeit! Ich sah meinen Vater vor mir, wie er mich beim Abschied einen Augenblick in die Arme geschlossen und gesagt hatte:" Mein lieber Sohn! Gott bewahre dich an Leib und Seele."  Und dann - das fiel mir jetzt erst ein, denn in der Hochspannung meines Abschiedes war mir das sehr unwichtig erschienen: "In den ersten drei Wochen werde ich dich nicht besuchen können, weil mein Dienst mich festhält".

Hinter mir aus der Wachstube drang brüllendes Gelächter. Wie mich das anwiderte. Da hatte sicher wieder jemand einen der üblichen Witze erzählt, die zwar nicht witzig, aber dafür um so schmutziger waren ...

Ich fühlte mich unsagbar allein! Wenn ich mich nicht geschämt hätte - ich hätte geweint in meiner trostlosen Verlassenheit...

Da brauste eine Taxe heran. Sie hielt vor dem Kasernentor - und ich traute meinen Augen nicht: Heraus stieg mein lieber Vater. Mit einem Jubelruf warf ich mich ihm in die Arme. Er bezahlte den Chauffeur. Und dann zogen wir miteinander los. Glücklich nahm ich seinen Arm: "Du hast doch gesagt, du könntest mich in den ersten drei Wochen nicht besuchen!"

"Es ist eigentlich auch so", erwiderte er, "ich muss in einer Stunde schon wieder zurückfahren. Lass uns die Stunde recht nützen!"

"Und du bist für diese eine Stunde extra hergefahren?" Er nickte. Mir ging durch den Sinn, wie mühselig jetzt im Krieg das Reisen war: die überfüllten Züge und das zermürbende Warten, weil nichts mehr klappte.

"Papa", fragte ich, "warum hast du das getan?"
Da antwortete er - und es war als öffnete er sein ganzes Herz: "Ich habe gefühlt, dass mein Junge mich braucht."

Viele Jahre später saß ich mir einem Mann zusammen, der das Evangelium verachtete. Er hatte sich etwas besonderes ausgedacht: "Sehen Sie, erklärte er spöttisch, "da sagt Ihr Jesus: `Ich bin bei euch alle Tage.` Es ist ja komisch, wie er den Menschen richtig nachläuft. Er ist wohl auf uns angewiesen! Der braucht uns wohl! Der ist fertig, wenn sich keiner um ihn kümmert."

In diesem Augenblick fiel mir das Erleben mit meinem Vater ein, und ich erwiderte:  "Jawohl! Jesus läuft uns nach. Aber nicht darum, weil er uns braucht. Sondern - weil er weiß, dass wir IHN brauchen; weil er weiß, wie unsagbar einsam und verloren wir ohne ihn sind."

Da schwieg er still. Ob ihn ein Strahl der unendlichen Liebe getroffen hatte?


Zukunft und Hoffnung

Wer vertraut, hat Zukunft, wer vertraut steht fest, weil der Herr des Lebens ihn nicht fallen lässt. Lass dich nicht entmutigen, Jesus steht dir bei. Er macht deine Zukunft hell. Jesus ist dein Licht!