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Mittwoch, 21. Januar 2009

Gebet eines Juden für die Kinder von Gaza

Von Bradley Burston

Am Sonntag, 18.01.09 wurde im WDR 5 dieses Gebet verlesen. Es hat mich sehr bewegt, ich habe es mitgebetet. Hat Gott es gehört? Im Laufe des Tages hörte ich im Radio, dass die Waffen im Gaza vorerst schweigen.

Wenn es jemals eine Zeit zum Gebet gegeben hat, dann ist es jetzt.
Wenn es jemals einen vergessenen Ort gegeben hat, dann ist es Gaza.

Herr, Schöpfer aller Menschenkinder,
erhöre unser Gebet an diesem verfluchten Tag.
Gott, den wir den Gesegneten nennen,
wende Dein Antlitz ihnen zu, den Kindern von Gaza,
dass sie deinen Segen erfahren und Schutz.
Dort, wo jetzt nur Dunkelheit und Rauch herrscht,
und eine Kälte, die in die Haut schneidet.

Allmächtiger, der du Ausnahmen machst, die wir Wunder nennen:
Mache auch eine Ausnahme mit den Kindern von Gaza.
Bewahre sie vor uns und vor den ihrigen.
Verschone sie. Heile sie. Lass sie in Sicherheit leben.
Erlöse sie von Hunger und Grauen, von Wut und Trauer.
Erlöse sie von uns und von den ihrigen.
Gib ihnen ihre gestohlene Kindheit zurück,
ihr Geburtsrecht -
als einen Vorgeschmack auf den Himmel.

Erinnere uns, o Herr, an das Kind Ismael,
den Vater aller Kinder von Gaza.
Wie das Kind Ismael ohne Wasser in der4 Wüste bei Beerscheba
zum Sterben zurückgelassen war.
Aller Hoffnungen beraubt,
dass seine eigene Mutter es nicht ertragen konnte,
sein Leben vergehen zu sehen.
Sei der Herr, der Gott unseres Verwandten Ismael,
der seinen Schrei hörte und seinen Engel schickte,
die Mutter Hagar zu trösten.
Sei der Herr, der an dem Tag bei Ismael war,
und an allen Tagen danach.
Sei der Gott, der Barmherzige, der Hagar die Augen auftat,
und ihr den Brunnen zeigte,
damit sie ihrem Jugen zu trinken gebe und sein Leben rette.

Allah, den wir Elohim nennen,
der Leben schenkt,
der den Wert und die Zerbrechlichkeit eines jeden Lebens kennt,
schicke diesen Kindern deine Engel.
Rette sie, die Kinder von Gaza,
der schönsten und zugleich verdammten Stadt.

In diesen Tagen rufen wir Dich an.
In Tagen,
in denen die Erschütterung, der Zorn und die Trauer,
die Krieg genannt werden,
unsere Herzen ergriffen und mit Narben bedeckt haben.
Rufen wir Dich an, den Gott, dessen Name Frieden ist:

Segne diese Kinder und halte Schaden von ihnen fern.
Wende ihnen dein Antlitz zu, o Herr.
Zeige ihnen, als wäre es das erste Mal,
Licht und Freundlichkeit und überwältigende Gnade.
Sieh auf zu ihnen, o Herr. Lass sie dein Gesicht schauen.

Und gewähre ihnen Frieden
- als wäre es das erste Mal.

Mit Dank an Rabbi Levi Weinmann-Kelman von Kol HaNeshama, Jerusalem

Aus: Haaretz

Übersetzung: Wolfgang Rössing / Berlin


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